Artikel von Frau Dr. med. vet. Poskocil, Vorsitzende Verein Humani, Mensch-Tier-Zentrum
Menschen mit psychischen Erkrankungen fühlen sich häufig von ihren Mitmenschen allein gelassen, diskriminiert oder sie erfahren sogar Ablehnung. Die Folge ist oft ein Abbruch sozialer Kontakte mit stetig wachsender Vereinsamung.
Tiere können gerade in solchen Situationen wundervolle Helfer – ja geradezu Medizin - für die verletzte Seele sein. Sie sind liebevolle Begleiter, die weder unnötige Kommentare abgeben oder kritisieren, noch Forderungen stellen, die psychische kranke Menschen nicht erfüllen können.
Beispielsweise Katzen müssen nicht hinaus vor die Türe und sind daher auch für jene Menschen geeignet, die sich in ihrem Zuhause am wohlsten und sichersten fühlen. Natürlich benötigen sie Futter und Pflege, aber außerdem eigentlich nur Liebe und Zuwendung. Und davon geben sie ein Vielfaches zurück.
Für Tiere spielt es keine Rolle, wie tough oder erfolgreich „ihr“ Mensch ist, wie er aussieht oder gekleidet ist. Sie schenken Zuneigung und Vertrauen unabhängig von allen Faktoren, nach denen Menschen üblicherweise urteilen.
Schon das Beobachten eines Tieres hebt die Stimmung, trägt zu Entspannung und Gelassenheit bei – ganz ohne Mühe oder Anstrengung. Noch besser treten diese Effekte bei der Berührung eines Tieres zutage, beim Streicheln oder Kuscheln. Das Spüren und Berühren des weichen Fells und seiner Wärme bewirken nachweislich Stressreduktion beim Menschen, weiters verbessern sich Stimmung, Wohlbefinden und Lebensfreude.
Das Wichtigste jedoch ist: Tiere sind ehrlich und authentisch – sie meinen, was sie „sagen“ – IMMER! Der Blick eines Tieres, das Schnurren einer Katze oder das Schwanzwedeln eines Hundes sind unmissverständliche Botschaften ohne Wenn und Aber. Die Liebe der Tiere ist echt und beständig und kein Tierbesitzer muss sich jemals Sorgen machen, dass sein Tier sich von ihm abwenden könnte. Diese Gewissheit, vertrauen zu können, vermittelt besonders jenen Menschen, deren Seele verletzt wurde, ein Gefühl von Sicherheit und Selbstwert. Und das Wissen, bedingungslos geliebt zu werden – genau so wie man eben ist – macht schlicht und einfach glücklich.
Die Verantwortung, die der Mensch für sein Tier übernehmen muss, wird selten als Belastung empfunden, sondern hilft bei der Strukturierung des Tagesablaufs und motiviert zu Aktivitäten zum Wohle des Tieres.
Tiere berühren unsere Seele, geben dem Tag Inhalt und Sinn und stehen zu uns in guten wie in schlechten Zeiten. Sie können dabei helfen, Lebensfreude wieder zu finden und Einsamkeit zu verhindern. Sie spüren die Befindlichkeit des Menschen und sind an weniger guten Tagen wunderbare, einfühlsame Seelentröster.
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