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Unser Fachbeirat
Beratende Funktion

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen warum ich gerne bei der „Lichterkette“ mitmache. Das Grundlegende vorweg: gemeinsame Anstrengungen sind etwas, das von Menschen unternommen wird und insofern ist es natürlich von Belang wie sich diese Menschen untereinander verstehen. Und hier will ich anführen, dass ich die Gründerin und Vorsitzende der „Lichterkette“, Brigitte Heller, schlicht und einfach sehr schätze und auch mag und das spielt schon allein eine erhebliche Rolle.

 Die Art und Weise wie der Verein Lichterkette sich gegen das Stigma wehrt, welches psychisch erkrankten Menschen von ganz vielen Seiten entgegenblinkt und kluge und engagierte neue Ideen zur Weiterentwicklung einbringt ist der sachliche Grund für meine Bereitschaft. Ich mag es gerne für etwas Sinnvolles mitzukämpfen !

„Kundinnen und Kunden“ bringen in allen möglichen Bereichen des Lebens über Ihre Erfahrungen immer wieder entscheidende Verbesserungsmöglichkeiten ein- ich sehe nicht warum das in der Gesundheitsversorgung ganz allgemein und im speziellen in der Psychiatrie anders sein sollte. Dennoch gehöre ich nicht zu denjenigen, die Behandlungsbeziehungen auf eine „Kunden – Anbieter“ Angelegenheit reduzieren möchten, denn so großartig, wie getan wird, geht man mit Kundinnen und Kunden gar nicht um. Wenn ich krank bin, egal ob körperlich oder psychisch, dann möchte ich bitte Patient sein dürfen und genauso selbstverständlich feedback und Verbesserungsmöglichkeiten einbringen können. Das kann es ja wohl nicht sein, dass Kundinnen und Kunden das dürfen und sollen, aber Patientinnen und Patienten nicht!

Davon abgesehen sehe ich die Gruppe der PatientInnen, die Gruppe der Angehörigen und die Gruppe der BehandlerInnen nicht so getrennt, wie es häufig scheint - PatientInnen können hervorragende Inputs einbringen, BehandlerInnen können völlig down und bedürftig sein und Angehörige genauso. Wir alle, die wir in diesem Bereich Profis sind -und damit meine ich alle diese drei Gruppen-wissen, dass es hier Überschneidungen aller Gruppen mit allen Gruppen gibt und dass diese Tatsache gar nicht weiter so sehr bemerkenswert ist, denn so ist schlichtweg das Leben.

 Die Expertise die im Rahmen der „Lichterkette“ von mir erwartet wird, ist zu Recht aus der Perspektive und Kompetenz des Behandlers , nichtsdestotrotz kann es aber auch sein, dass ich Angehöriger, oder auch selbst Betroffener bin.  Jedenfalls freue ich mich meine Expertise einbringen zu dürfen und sehe darin eine sehr sinnvolle Aufgabe!

Primar Dr. Georg Psota
Chefärztliche L
eitung Psychosoziale Dienste Wien
Antistigma-Arbeit

Vorstandsmitglied Pro Mente Austria
Gremienarbeit

 

In den letzten Jahrzehnten hab ich viele großartige (und herausfordernde) Beziehungen erleben dürfen, als Partnerin, als Begleiterin, als Arbeitgeberin, als Freundin,…. Ich hab jede/n als Mensch bewundert, mit seinen/ ihren großartigen Eigenschaften, weil sie alle so faszinierend anders waren, und ich auch soviel von ihnen lernen durfte…. Über Diagnosen hab ich nie nachgedacht,… nur gegenüber meinem Umfeld musste ich mir immer komische Fragen und Anmerkungen gefallen lassen,…

Was ich dabei gelernt habe? Ich will es mit diesem Zitat sagen:

„Was die psychische Gesundheit braucht, ist mehr Sonnenlicht, mehr Offenheit und mehr schamlose Gespräche.“ ( Glenn Schliessen)

DSA Valerie Clarke
CEO Inclusion24 GmbH
CEO Assistenz24 gem. GmbH
Vizepräsidentin ÖZIV Bundesverband
Dipl. Sozialarbeiterin

 

Wenn wir ein wenig darüber nachdenken, werden wir uns eingestehen können, dass wir alle im Lauf unseres Lebens  Stigmatisierung erlebt haben. Sei es in Form eines Gefühls von Ausgeschlossensein im Kindergarten oder der Schulzeit, als die anderen Kinder nicht mit uns spielen wollten, weil wir ihnen nicht cool genug waren. Oder wir uns in anderen Phasen oder Formen unseres Lebens (in Beziehungen, Freundschaften, in der Familie) abgewertet fühlten, weil gewisse Wesenszüge von uns nicht der „Norm“ jener entsprochen haben, zu denen wir gehören wollten.

 

Wir alle kennen, mit ein wenig Lebenserfahrung und wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, das Gefühl bewertet, im schlimmsten Fall abgewertet oder in eine Schublade gesteckt zu werden. Und wir wissen, wie weh das tun kann und wie schwierig es sein kann, diese Abwertung nicht persönlich zu nehmen.

 

Aus diesem Grund ist es mir ein besonderes Anliegen auf unser aller Empathie zu pochen, auch und gerade jenen Menschen gegenüber, die momentan oder auch schon länger aufgrund einer psychischen Erkrankung Stigmatisierung erleben. Wir sollten uns darauf besinnen, was dieses Gefühl nicht dazuzugehören, anders zu sein und sich dadurch einsam zu fühlen mit einem Menschen machen kann. Indem wir das tun, können wir noch dankbarer dafür sein, was wir gerade haben. Ausserdem neigen wir dann auch weniger dazu, Menschen leichtfertig vorzuverurteilen. 

 

Gelingende Beziehungen funktionieren nur, indem wir uns auf das Menschsein ineinander beziehen … unabhängig von Herkunft, Bildung, Geschlecht, psychischen oder körperlichen Faktoren.

Mag.a Caroline Makovec
Klinische Psychologin
Dipl. Psychologin
Gesundheitspsychologin
Supervisorin, Coach
Autorin (Schwerpunkt Hochsensibilität)

 

Als psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin begleite ich seit über einem Jahrzehnt Menschen in individuellen Krisen- und Lebenssituationen, mit psychischen Gesundheitsproblemen oder psychiatrischen Erkrankungen und erkenne multifaktorielle Barrieren für die betroffenen Menschen hinsichtlich einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung infolge der erlebten Stigmatisierung. Gesundheitsprofessionist*innen fungieren als „Multiplikator*innen einer entstigmatisierenden Haltung“ - diese Rolle erfordert eine fortwährende Reflexion und die aktive Partizipation von betroffenen Menschen im Betreuungsprozess. Resultierend aus meiner Fachexpertise sowie diesem Erkenntnisinteresse habe ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit (2017) empirisch mit dem Phänomen der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Gesundheits- und Krankenpflege auseinandergesetzt und ein zielgruppenspezifisches Aus- und Fortbildungsmodul zur Entstigmatisierung entwickelt, das ich bis heute in meine nebenberufliche Lehrtätigkeit integriere. Ich schätze die Zusammenarbeit mit dem Verein Lichterkette im Rahmen meiner Lehrveranstaltungen im Aus- und Fortbildungssektor und freue mich auf den bereichernden Austausch als Mitglied des Fachbeirats.

Carmen Bonifazi, BSc MSC
Diplomierte psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin
Bachelor of Science in Health Studies;
Master of Science in Advanced Nursing Education
Fachexpertise im akutpsychiatrischen und forensisch-psychiatrischen Setting
Lehrende an der FH Campus Wien - Department Angewandte Pflegewissenschaft

Über viele Jahre war ich selbst betroffen und hatte massiv mit meiner Psyche und meinem Selbstwert zu kämpfen. Durch eine alkoholkranke Mutter und ein schweres Kindheitstrauma habe ich selbst die Tiefen von persönlichen psychischen Belastungen und Stigmatisierung kennen gelernt und konnte erst durch eine Psychotherapie zurück ins Leben finden.

Heute kenne ich verschiedene Blickwinkel einer psychischen Erkrankung, aufgrund dessen, dass ich auch als Angehörige davon betroffen bin. Psychische Erkrankungen ziehen sich quer durch unsere gesamte Familie. Auch meine zwei mittlerweile erwachsenen Söhne und meine erwachsene Tochter sind mit psychischen Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Wir meistern gemeinsam als Familie alle Höhen und Tiefen.

Als Angehörigenvertretung „Enthindert“ kenne ich auch die Tücken, die mit solchen Belastungen und Herausforderungen einher gehen. Insbesondere Eltern können eine große Stütze und Begleitung durchs Leben sein, aber leider auch „zum Klotz am Bein“ werden, wenn sie sich hinreißen lassen, das Leben für den Betroffenen selbst in die Hand nehmen zu wollen und von Selbstbestimmung Abstand zu nehmen. Es ist ein ziemlicher Spagat, der nicht immer leicht zu meistern ist, aber mit Rücksichtnahme und gemeinsamen Gesprächen und unter der Voraussetzung auch zu akzeptieren, was der Betroffene selbst will, kann man gemeinsam gute Wege gehen. Im Fachbeirat des Vereins Lichterkette möchte ich die Erfahrungen von Angehörigen zum Abbau von Stigmatisierung einbringen.

Claudia Sengeis
Erfahrungsexpertin
Angehörige

Interessensvertretung Angehörige

Mit dem (neuen) Erwachsenenschutz-Recht sollten in Österreich die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention im Hinblick auf die rechtliche Gleichstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen weitgehend umgesetzt werden. Ziel der Reform war es vor allem, die Selbstbestimmung von Menschen mit eingeschränkter Entscheidungsfähigkeit zu fördern und nach Möglichkeit zu erhalten, um eine gesetzliche Stellvertretung zu vermeiden.

Doch allein der rechtliche Rahmen durch ein Bundesgesetz reicht nicht aus, um Barrieren, die in zahlreichen anderen Vorschriften, in den Köpfen und im Alltag vorhanden sind, zu beseitigen und Stigmatisierung aufgrund von psychischen Erkrankungen aufzulösen.

Viel zu oft werden Menschen aufgrund von medizinischen Diagnosen – an der Schwelle von Behörden, Banken, Krankenhäuseren und sonstigen Umwelten – weiterhin ausgegrenzt  und mit dem Eindruck zurück gelassen, nicht ernst genommen zu werden. Damit ein selbstbestimmtes Leben nicht ein bloßes Ziel bleibt, sondern auch real möglich wird, bräuchte es Unterstützungsleistungen verschiedenster Art, wie persönlicher Assistenz, die jedoch von der den Ländern als Träger der Sozialhilfe nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden.

Umso wichtiger sind Initiativen von Betroffenen und Selbstvertreter:innen, die selbstbewusst für ihre Rechte einstehen und dazu beitragen, dass in Zukunft Selbstbestimmung und Inklusion tatsächlich in der Gesellschaft ankommen.

Mag. Martin Marlovits
Jurist
Stv. Fachbereichsleiter Erwachsenenvertretung
im VertretungsNetz

 

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