Vorsitzende Brigitte Heller dazu in einem Artikel von derStandard:
Mehr Psychoedukation, mehr Information über Erkrankungen würden auch dem Umfeld Betroffener helfen. Viele hätten Angst, etwas falsch zu machen, und machen dann gar nichts. "Es gibt Formen von psychischen Erkrankungen, da kann ich eine gewisse Unterstützung bieten. Manchmal muss man sich auch damit abfinden, dass man nichts machen kann. Das ist für Angehörige schwer", sagt Heller.
Sie spricht aus Erfahrung: "Ich habe das bei meiner Schwester erlebt. Ich habe alles versucht. Ich habe durch mein fachliches Wissen, durch meine Selbsterfahrung mit Depressionen sämtliche Kontakte, die ich gehabt habe, eingesetzt. Aber sie hat gesagt, sie braucht das nicht, sie ist gesund."
Auch Selbststigmatisierung ist ein wichtiges Thema: "Wer 100.000-mal gesagt bekommt, er sei blöd und könne nichts, glaubt das irgendwann selbst – zumal man schon durch die Erkrankung an Selbstzweifeln leidet." Denn eine psychische Erkrankung wird oft nicht als solche betrachtet, sondern als Schwäche. Betroffene fühlen sich teils von vornherein wertlos. Dabei beweisen Erkrankte, die Karriere und Beziehungsnetzwerk teils von null auf neu aufbauen müssen, auch enorme Stärke. "Dennoch gehören Menschen mit psychischer Erkrankung im System nirgends hin", sagt Heller. Das zeige sich etwa bei der Begutachtung der Pensionsversicherungsanstalt. Wenn jemand wegen körperlicher Gründe die Wohnung nicht verlassen kann, werde das anders beurteilt, als wenn es sich um eine Angsterkrankung handelt, findet sie. "Was würden Sie tun, wenn Sie als 101. Person mit einem gebrochenen Bein in ein Krankenhaus kommen würden – und man sagt Ihnen, das Kontingent sei ausgeschöpft? Unvorstellbar, oder?" Bei psychischen Erkrankungen passiere dies aber ständig, klagt Heller. Gesamter Artikel im derStandard (Irene Hauer, 13.4.2024)
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