top of page

Menschen mit psychischen Erkrankungen und Auswirkungen auf Angehörige

"Geh' bitte, reiß Dich endlich zusammen", "krieg Deinen Arsch hoch", "geh'was hackeln", "such Dir ein Hobby", "andere haben es viel schlechter, Du weißt gar nicht, wie gut es Dir geht", "Du bist immer lustig drauf, Dir kann's nicht schlecht gehen", so und so ähnlich spricht man oft mit und über Menschen mit psychischen Erkrankungen.


Nicht Betroffene können sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn Du an einer psychischen Erkrankung nagst und damit lebst, oft Jahre oder ein Leben lang.


Wir reden nicht von einer vorübergehenden Depression, von einem kurzen "Blues", der bei sehr vielen Menschen im Laufe ihres Lebens mal anklopft. Wir reden von Depressionen und psychischen Erkrankungen, oft auch Mischformen, die Dich durch Dein Leben begleiten und Dich an einem der Norm entsprechendem Leben hindern.


Wenn Du schon morgens nicht aus dem Bett kommst und Dich bleiern schwer fühlst, wenn Du Angst hast vor dem was Dir der Tag bringt. Wenn Du aus der U-Bahn oder dem Supermarkt stürmt, weil Dir schwindlig und schlecht wird und sich ein Schweißausbruch ankündigt. Wenn Du plötzlich Ängste verspürt, die Du Dir gar nicht erklären kannst. Wenn Du soziale Kontakte vermeidest, wo Du nur kannst, weil Du Angst und Panik hast etwas falsch zu machen oder nicht rein zu passen. Wenn Du unter einer Menschenmenge im ganzen Körper "Nadelstiche" verspürst", wenn Du Dich plötzlich voller "Hysterie" und "Überstark" fühlst, als könntest Du die Welt verändern und dann plötzlich auf die Schnauze fällst, Dich klein und leer fühlst und nur noch am Heulen, etc.. So und so ähnlich können sich Betroffene fühlen.


Angststörung, Borderline Störung, Immer wieder kehrende Depressionen, Autismus (ist keine psychische Erkrankung, geht aber oft mit Depressionen einher), ADHS, ADS, schizoaffektive Störung, Essstörung, Selbst - und Fremdverletzung, Schizophrenie, etc., die Liste ist endlos lang.


All diese Krankheiten und Krankheitsbilder behindern ein der Norm entsprechendes Leben, obwohl man nicht in herkömmlichem Sinne eine sichtbare Behinderung hat. Man spricht dann von den unsichtbaren Behinderungen, die das Leben der Betroffenen erheblich belasten und behindern können.


Gerade in Österreich ist das Stigma der "Verrückten" extrem stark verbreitet. Abgestempelt oft schon im Kindergarten, ein Leben lang. Psychische Erkrankungen bedeuten nicht auch gleichzeitig, dass man automatisch kognitive Behinderungen hat oder generell zum Amokläufer wird. Es braucht hier viel mehr Aufklärung und eine Entstigmatisierung in der Gesellschaft!


Nicht nur die Betroffenen selbst leiden unter der Krankheit und der Situation. Eltern, Angehörige, das ganze Umfeld kann in "Mitleidenschaft" gezogen werden!


Es kann sehr mühsam und verstörend sein, seine Liebsten, mit ihrem "Leiden" zu betreuen und zu unterstützen. Dies ist aber oft notwendig, weil man zum Einen möchte, dass es seinem Angehörigen besser geht und zum Anderen die Angebote von Außen oft nicht passen, fehlen oder die Wartezeiten zu lange und die Kosten zu hoch sind.


Wenn der Betroffene oft Wochen und Monate auf passende Unterstützung warten muss und man sich als Angehöriger in der Zwischenzeit völlig alleingelassen fühlt mit seinen Ängsten und Sorgen. Gerade die Corona Krise hat uns gezeigt, dass Onlineangebote oder telefonische Betreuung sehr helfen können. Bis man allerdings von solchen Angeboten erfährt, ist es meist ein langer beschwerlicher Weg und muss man gut aufpassen, dass man nicht selbst "unter die Räder" kommt.


Wenn man Tag ein, Tag aus Sorgen hat, dass sich der Betroffene vor Verzweiflung das Leben nehmen möchte, spätestens dann, muss man sich unbedingt professionelle Hilfe suchen! Sowohl für den Betroffenen, als auch für sich selbst!


Es kostet unglaublich viel Substanz und Energie Menschen mit psychischen Erkrankungen zu unterstützen und zu betreuen, aber man macht es trotzdem. Menschen, die keinen Familienverbund haben, haben wesentlich größere Probleme, sind durch das Fehlen an Rückhalt und Hilfe häufig von Wohnungslosigkeit betroffen. Es braucht ein Zusammenspiel der Gesellschaft in einem großen Kraftakt auch Menschen mit psychischen Erkrankungen endlich ein lebenswertes und entstigmatisiertes Leben zu ermöglichen.


Wer ein Elternteil eines Kindes oder einem erwachsenen Betroffenen ist und sich Austauschen möchte, Erfahrungen und Wissen weitergeben will oder von Erfahrungen Betroffener profitieren möchte, der kann sich sehr gerne an uns wenden.


Uns/Wir... sind eine Selbsthilfegruppe und Initiative von und mit Eltern und Angehörigen von Kindern und erwachsenen Töchtern und Söhnen mit Behinderungen, chronischen und /oder psychischen Erkrankungen.


Wir treffen uns 1x /Monat zum Stammtisch in Wien und 1x /Monat gibt es zum Austausch einen Online-Stammtisch, wo auch Betroffene aus anderen Bundesländern dabei sein können. Wir laden herzlich dazu ein.


Claudia Sengeis (ehemalige Selbstbetroffene und betroffene Angehörige)

SV Jasmina Urosevic u. a.

SHG und Initiative ENTHINDERT



58 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page