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Depression als Chance

Autorenbild: Brigitte HellerBrigitte Heller

Erfahrungsexpertin Bettina sieht eine Depression als Chance. Lange Zeit habe ich meine Depressionen verheimlicht. Wenn andere erzählten, wie es ihnen geht, konnte ich gut mitreden und hatte Verständnis dafür. Doch weder sagte ich, dass ich auch depressiv bin, noch wäre jemand auf die Idee gekommen, dass mein Einfühlungsvermögen und mein Wissen aus meiner eigenen Erfahrung kommen könnte. Das Selbstmitleid zerfraß mich beinah und ich war auch wütend. Wütend, dass es niemandem auffiel und wütend auf jene, die sich „outeten“ und über ihre Depressionen sprachen. Irgendwann setzte mein Körper ein klares Stopp-Zeichen und der Arzt-Marathon begann. Wie soll ich den beschreiben, dass man weiß, wie ich mich fühlte? Nun ja, ich muss sagen, dass ich für mein Gewicht etwas untergroß bin und somit sofort in die Schublade der Undisziplinierten komme. So natürlich auch bei den Ärzten. Da körperlich und organisch nichts festzustellen war, meinte jeder Arzt, mit ein bisschen Sport und einer Ernährungsumstellung wäre mein Problemchen schnell erledigt. Ich wurde auch entsprechend geschwind abgefertigt. Von meinem Umfeld kamen natürlich auch äußerst motivierende Sätze, die vermutlich viele von euch kennen: „Stell dich nicht so an.“, „Du musst ja nur ...“, „Andere sind wirklich krank.“, „Das ist ja nur eine Phase, das wird schon wieder.“, „Schau auf dich und mach Sport.“ Ja eh, schon klar, dass alles zusammenhängt, nur das „Aber“, die Überwindung, die Kraft, die es kostet, alles „was man ja nur machen braucht“ auch wirklich zu erledigen, seine Geschichte, die man als Rucksack mitschleppt, das versteht kaum jemand. Dazu kommt noch, dass ich die Stimmungen von anderen aufsauge wie ein Schwamm und meine unterdrückten Emotionen gegen mich wende. Mittlerweile hauptsächlich nur mehr in Form von Bing-Eating. Wie unrühmlich. Fette Menschen sind doch so ungustiös. Na ja, ich begann also Therapien und kam auf Reha, lernte mich Stück für Stück kennen und entdeckte sogar manche Fähigkeiten. Ich, die doch nichts wirklich gut kann, die mit einer Tarnkappe herumläuft, die sauer auf jene war, die mit ihrer Depression mittlerweile gut leben konnten und mir Tipps gaben. Ich begann umzudenken, mich zu analysieren und andere Sichtweisen und Wege auszuprobieren. Alles, was ich so erfuhr und für mich wichtig war, schrieb ich in meinen eigenen Worten nieder. Irgendwann fügte ich auch Zeichnungen hinzu. Auf Anraten einer Freundin, ließ ich meine Mitschriften samt Zeichnungen einem Verlag zukommen – und es war scheinbar gerade der richtige Zeitpunkt. Meine Gedanken und Zeichnungen wurden mittlerweile vom BACOPA-Verlag in der Buchreihe „Milly“ veröffentlicht. Ich bekam die Chance meines Lebens. Ich! Ich, die Selbstzweiflerin. Ich, die nichts gut kann. Link zum 1. Band, alle weiteren sind durch Suche nach "Milly" zu finden. https://www.bacopa-verlag.at/produkte/milly-band-1-umdenken-anders-denken Nein, ich kann nicht gut zeichnen, so realistisch bin ich schon, aber ich kann ausdrücken, worum es mir geht und habe meinen eigenen Stil entwickelt. Und genau das, möchte ich anderen mitgeben. Streiche „Das kann ich nicht“, ersetze es durch „Das kann ich NOCH nicht“. Lösche die Frage: „Warum immer ich?“ Wenn du dich im Moment nicht schön findest, sage nur: „Ich bin.“ Ohne Bewertung. Verzeihe dir Fehler. Bleib authentisch. Sei geduldig. Sei auch einmal mutig. Stehe zu dir. Versuche anders zu denken, denn negative Gedanken rauben dir die Energie, die du für dein Wohlbefinden einsetzen kannst. Behalte deinen Humor auch (besonders) in schwierigeren Zeiten, so gut es geht, denn dann kannst du manchen Herausforderungen etwas Wind aus den Segeln nehmen. Menschen wie wir, müssen wohl immer wieder an der Einstellung unserer Schrauben drehen und das Gelernte in Erinnerung rufen. Und vergiss niemals: Du bist eine wundervolle Rarität und verdienst es, gut behandelt zu werden. Vor allem von dir selbst.


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