Auszug aus dem Artikel im Standard:
Heute sitzt Michael (45), von der Brille bis zu den Schuhen in Schwarz gekleidet, auf einem blauen, weichen Sessel und erzählt, was er früher vor sich selbst geleugnet hat. Eloquent ist er und auch elegant. Am Ende eines Satzes sagt er "Ja?", nicht um etwas zu fragen, sondern um den Satz abzuschließen. Damals, bevor er mit Mitte 30 zum ersten Mal eine Therapie begann, fühlte er sich defizitär.
Aber wenn er schon mit Anfang 20 hingegangen wäre, "dann wäre wohl auch etwas zu arbeiten gewesen", sagt er heute. Auch wenn er sich damals noch eingeredet hatte, dass er nur glaube, eine Depression zu haben, weil er faul sei. Oder ängstlich. Seine Mutter vermittelte ihm, so empfand er es zumindest: "Du bist okay, wie du bist." Aber auch: "Es ist nicht okay, wie du dich fühlst". Irgendjemand hätte wohl irgendwann definiert, was normal sei, sagt Michael.
"Das Gegenteil von psychisch krank ist nicht normal, sondern gesund", sagt Arzt Psota. Man sei aber nicht automatisch gesund, wenn man gesellschaftlich funktioniere.
"Warum ist es überhaupt in Ordnung, in der Öffentlichkeit zu lachen, aber – vor allem als Mann – nicht okay, in der Öffentlichkeit zu weinen?", fragt Michael. "Wie krank ist es, dass man einem ganzen Teil der Gesellschaft eine ganz natürliche Reaktion abtrainiert hat?"
Hier der ganze Artikel zum Nachlesen:
https://www.derstandard.at/story/2000112503144/psychische-krankheiten-zwei-betroffene-brechen-ein-tabu
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